Diplom-Restaurator für Gemälde und gefasste Skulpturen

  • Methoden und Beispiele aus der Praxis

Firnisse auf modernen Gemälden

Malereien der ersten Hälfte des 20. Jhs. sind von den Künstlern wegen bestimmter optischer Qualitäten des Farb-
materials häufig bewusst nicht gefirnist worden. Mitunter wurden sie zu späterem Zeitpunkt von Unbefugten mit einem Firnis überzogen. Der somit erzeugte Glanz sollte anscheinend die Malerei„attraktiver“ machen.

Firnisse auf modernen Gemälden

Porträt Frau Levy; Rudolf Levy; um 1925; Ölmalerei auf Leinwand;
76 x 58 cm (Privatbesitz)

 

Das Gemälde hatte einen relativ frischen, ganzflächigen Firnis. Darunter befindet sich ein früherer Firnis. Er beschränkt sich auf das schwarze Kleid, wie anhand einer Ansicht unter UV-Fluoreszenz erkannt wurde. Der partielle Firnis sollte die getrocknete schwarze Farbe intensivieren.

Fluoreszenz-Aufnahme

Fluoreszenz-Aufnahme

Ausschnitt unter UV-Fluoreszenz: Am dunklen Kleid wird der fluoreszierende, partielle Firnis erkennbar.

Der Teilfirnis ist vom Künstler selbst zur Belebung des schwarzen Kleides aufgetragen worden, und war daher zu belassen. Ein späterer, gesamtflächiger Firnis hingegen wurde abgenommen, da er der beabsichtigten Wirkung des Gemäldes widerspricht.